Mantrailing einfach erklärt

Hunde sind unsere täglichen Begleiter in guten und in schweren Zeiten, sie sind Familienmitglieder und Seelentröster. Doch sie können viel mehr – verschollene und versteckte Menschen finden zum Beispiel. Hierbei sprechen wir von Mantrailing. Worum es dabei genau geht, erklären wir hier.

 
  • Als Mantrailing bezeichnet man die Suche nach einer Person mithilfe eines Hundes und anhand eines Geruchsstoffs (Individualgeruch) der Zielperson. Der Hund wird an jener Stelle angesetzt, wo man die vermisste Person zuletzt vermutet und kann sie von dort aus im Idealfall bis zum aktuellen Standort verfolgen. Für das Mantrailing werden insbesondere Gebrauchs- bzw. speziell ausgebildete Hunde eingesetzt.

  • Im Prinzip lässt sich jede Hunderasse zum Mantrailen ausbilden, denn die Grundvoraussetzung (in Form einer feinen Nase) bringt jeder Hund mit. Schliesslich orientiert sich der Hund – ob speziell ausgebildet oder nicht – in erster Linie anhand seiner Nase und den damit aufgenommenen Gerüchen. Nichtsdestotrotz gibt es Rassen, die geeigneter für ein Maintrailing sind als andere.

  • Bei der Fährtenarbeit orientiert sich der Hund in erster Linie an den Veränderungen des Bodens, die beispielsweise durch das Gehen einer Person auf Gras, Laub oder Erde entstehen. Der Hund orientiert sich dabei nicht an einem Geruchsartikel. Zudem ist der Beginn der Fährte deutlich gekennzeichnet und die Fährte verläuft meist nicht über steinige Böden oder gar Asphalt (dort können sich keine Bodenveränderungen ergeben).

    Beim Mantrailing dagegen spielen die Bodenveränderungen keine Rolle, da sich der Hund an Geruchspartikeln orientiert, die jedes Lebewesen zwangsläufig abstösst. Aus diesem Grund kann ein Mantrailing auch über Asphalt oder Beton führen, ohne dass dies für den Hund ein Problem darstellen würde. Übrigens: Jedes Lebewesen stösst einzigartige Geruchspartikel ab, keine zwei Personen riechen genau gleich. Genau deswegen kann der Hund eine bestimmte Zielperson auf deren Weg eindeutig verfolgen – sogar dann, wenn viele andere Menschen deren Weg kreuzen.

  • Um einen Mantrailer auszubilden, benötigt es eine Reihe verschiedener Trainingspartner als Versteckpersonen. Dein Trainer/in sollte erfahren und fachkundig sein und zwingend wissen, wie man einen Trail legt. Prinzipiell braucht man also eine kleine Gruppe von Menschen, von denen idealerweise jeder etwas vom Mantrailing versteht. Nur so ist gewährleistet, dass Hund und Herrchen kontinuierliche Fortschritte machen können.

    Grosse Wichtigkeit kommt bei der Ausbildung zum Maintrailer dem Geruchsartikel zu. Hierbei sollte es sich um ein aufnahmefähiges, poröses Material handeln, etwa ein T-Shirt, Lappen oder Handtuch mit dem Geruch der Zielperson. Für fortgeschrittene Teams können aber auch glatte Materialien wie Kunststoff oder Metall verwendet werden.

    Trainingserfolg Mantrailing – Person gefunden

    Oft macht es den Anschein, dass der Hund die Spur anhand des Geruchsartikels schnell aufnimmt und diese dann auch zuverlässig verfolgt. Häufig ist dies allerdings nicht der Fall, denn letztendlich kann man nie genau sagen, welche Spur sich der Hund aussucht und verfolgt.

    Doch wie lässt sich überprüfen, ob der Hund den richtigen Geruchsartikel ausgewählt hat? Ein gutes Indiz ist, wenn der Hund selbstständig nach dem Geruchsartikel verlangt. Dabei orientiert er sich von selbst am Hundeführer verlangt „eine Nase voll“ des Geruchs, bevor er sich der Spur zuwendet. Um dieses Level zu erreichen, benötigt es jedoch einige Zeit – kein Hund kann von Anfang an und ohne permanente Übung ein perfekter Mantrailer sein.

    Ein sauberer und korrekter Trainingsaufbau ist für Hund und Mensch zwingend und notwendig.

  • Beim Mantrailing muss man den Hund nicht nur in Wald und Feld, sondern unbedingt auch in Ortschaften, Gebäuden und möglichst vielen unterschiedlichen Umgebungsplattformen ausbilden. Dies unterscheidet das Mantrailing von der Fährten- bzw. Flächensuche. In der Regel ist es kein Problem, geeignete Übungsplätze zu finden, da die Hunde beim Trailing immer an der Leine sind. Fremde Grundstücke und deren Grenzen sollten jedoch respektiert und generell kein Müll und keine Häufchen hinterlassen werden.

    Empfehlenswert ist es, zunächst in einer Gegend mit wenig Ablenkung zu trainieren und den Grad der Ablenkungen dann nach und nach zu steigern.

  • Beim Mantrailen stellt man immer wieder fest, dass erfahrene Hunde zwar wissen, worum es geht, sie aber dennoch ihren Privat-Schnüffeleien gern nachgehen. Diesen und weiteren Problemen kann man mit den folgenden Tipps entgegenwirken.

    Ritualisierung:

    Das gesamte Mantrailing sollte so aufgebaut werden, dass die Hunde ein Gefühl dafür bekommen, wann gearbeitet – also getrailt – wird und wann sie Freizeit haben. Hierzu dient von Anfang an die Ritualisierung, wenn der Hund zum Trailen fertig gemacht wird: Ruheposition einnehmen, Geschirr anlegen, Trailleine vom Halsband ausklinken und am Geschirr einklinken, Geruchsartikel geben, Trailkommando. Alles immer in derselben Reihenfolge.

    Schnüffeln nach dem Start:

    Der Start ist oft schwierig, obwohl der Hund schon ganz gierig ist. Manche Hunde driften gleich am Anfang ab und schnüffeln erst einmal nach anderen interessanten Gerüchen. Wenn die anfängliche „Privat“-Schnüffelei überstanden ist, geht der Hund i. d. R. zielsicher der Suchspur nach und findet auch bei Verleitungen und Differenzierungen die richtige Suchperson.

    Der Hund muss wissen, dass er arbeiten soll:

    Wichtig ist, dem Hund von Anfang an zu verstehen zu geben, dass er bei Trailen zu arbeiten hat und das Schnüffeln aus Eigeninteresse und Markieren nicht oder nur wenig zugelassen wird. Hierbei kommt es darauf an zu erkennen, wann der Hund für sich schnüffelt und nicht an der Spur arbeitet. Wenn man das erkennt, kann man den Hund z. B. mit dem Knie weiterschieben (nicht aggressiv, aber bestimmt), am besten verbunden mit einem Zusatz-Wort wie „Arbeiten“. Auf keinen Fall den Hund an der Leine wegziehen! Die Trailleine ist kein Korrekturmittel, der Hund arbeitet selbständig. Jede Korrektur ist kontraproduktiv.

    Gleichzeitige Gerüche:

    Auch während des Trails, bei dem der Hund konzentriert arbeitet, kommt es vor, dass er andere interessante Gerüche aufnimmt. Es ist eine der besonderen Fähigkeiten des Hundes, sehr viele verschiedene Gerüche gleichzeitig wahrzunehmen und auch einordnen zu können. Der Hund verliert seinen Auftrag nicht aus dem Gedächtnis. Nur in wenigen speziellen Fällen dem Hund ein zweites Mal den Geruchsartikel vorreichen.

    Das Arbeiten hunde- und situationsspezifisch trainieren:

    Auch wenn der Hund mehrere Gerüche gleichzeitig wahrnehmen und zuordnen kann, soll er beim Trailen konzentriert an seiner Aufgabe arbeiten. Wie man dies im Detail trainiert, hängt sehr stark vom jeweiligen Hund ab. Es muss also genau überlegt und anhand eigener Erfahrungen und der Erfahrung der Trainer abgewogen werden, wie man auf seinen Hund einwirkt. Ausserdem gibt es Situationen, bei denen die Fremdgerüche stärker sind als sonst: der Wald mit seinen vielen Tieren, die Innenstadt mit Tausenden von Gerüchen usw. Man sollte sich also genau überlegen, wo man trailt. Auch die Witterung spielt eine wichtige Rolle. In Altschnee etwa stecken viele Gerüche, die den Hund ablenken können.

  • Letztendlich ist der Mensch dafür verantwortlich, was der Hund macht. Neigt ein Hund beim Trailen zum Schnüffeln aus Eigeninteresse, dann muss der Hundeführer darauf reagieren und die richtigen Schlüsse ziehen – etwa den Trailaufbau entsprechend gestalten und vereinfachen oder die Motivation erhöhen. Merke: Wenn der Hund bei Trailen ein nicht erwünschtes Verhalten zeigt, ist das kein Fehler des Hundes, sondern eine Herausforderung an den Hundeführer!

  • • Hunde riechen rund 1 Million mal besser als ein Mensch

    • Der Hund hat rund 30 mal mehr Riechzellen als ein Mensch

    • Das Riechhirn eines Hundes nimmt 10% des gesamten Hirns ein. Im Vergleich zum Menschen mit nur 1%.

    • Eine Hundenase kann bei jedem Nasenloch einen anderen Geruch aufnehmen und somit zwei Fährten gleichzeitig verfolgen

    • Ein Hund riecht bis zu 8 Meter unter eine geschlossene Schneedecke und 3 Meter in natürlichen Boden hinein

    • Hunde können Krankheiten riechen